Kenne ich nun den Sinn des Lebens? Mein Besuch im Café am Rande der Welt

„Meine Probleme, die Dinge, die mich gestresst hatten, meine Sorgen über die Zukunft schienen allesamt völlig unwichtig zu sein. Egal, was ich in meinem Leben tat oder nicht tat, ob meine Entscheidungen richtig oder falsch waren, die Welt würde noch lange existieren, nachdem ich nicht mehr am Leben war. Ich saß da und sah mich dieser unglaublichen Schönheit und Erhabenheit der Natur sowie meiner Erkenntnis gegenüber, dass mein Leben ein winzig kleines Element von etwas viel Größerem war, und in diesem Moment traf mich plötzlich der Gedanke, Warum bin ich eigentlich hier?“

Irgendwo am Rande der Welt. Der Werbemanager John braucht eine Auszeit. In seinem Innern nagt eine Unzufriedenheit, doch irgendwie kann er sie nicht recht einordnen. Auf seinem Weg in den Urlaub landet er schließlich mitten im Nirgendwo in einem kleinen Café. Doch dies ist nicht irgendein Café. Auf der Speisekarte findet John drei Fragen, die ihn mit dem Sinn des Lebens konfrontieren: Warum bist du hier? Hast du Angst vor dem Tod? Führst du ein erfülltes Leben? Die Fragen irritieren ihn, doch er wird mit diesen Fragen nicht allein gelassen. Mit Unterstützung von Koch Mike, Bedienung Casey und dank der Ratschläge eines anderen Gastes macht sich John schließlich auf die Suche nach Antworten und damit auf den Weg zum eigenen Selbst. 

Tja, was soll ich bloß von diesem Buch halten? Ich weiß, es wird von vielen heiß geliebt und hoch gelobt. Aber irgendwie kann ich mich den Lobgesängen nicht so ganz anschließen. Vielleicht lese ich dieses Buch auch einfach zu einem zu späten Zeitpunkt in meinem Leben?! Vielleicht hätte es mich mit 18 dazu gebracht, mich mit Fragen nach dem Sinn des Lebens auseinander zu setzen? Mir war es zum jetzigen Zeitpunkt einfach zu schwach. Als Anregung oder Anstoß oder als Einstieg in philosophische Fragen für jüngere Menschen mag die Erzählung durchaus geeignet sein. Aber in meinen Augen ist es kein Buch, das wirklich den Horizont erweitert, wenn man sich bereits etwas mit sich selbst und seinem Leben auseinander gesetzt hat.

Die Geschichte von John, Mike, Casey und Anne (der andere Gast) lässt sich durchaus schnell weglesen. Und sie enthält auch einige inspirierende Geschichten, wie die Geschichte, was wir von einer grünen Meeresschildkröte lernen können oder die Geschichte, in der ein alter Fischer einem Unternehmer klar macht, was Glück bedeutet. Allerdings stammt zumindest letztere Geschichte nicht aus der Feder des Autors. So ist die Geschichte zur Senkung der Arbeitsmoral, in der es um eben jenen Fischer geht, eine Anekdote von Heinrich Böll aus dem Jahre 1963. Zusammen gefasst lässt sich das Buch in die Worte packen, die die meisten von uns schon gehört haben (Achtung Spoiler ): Tu was du liebst! Liebe was du tust! Oder: Geld und Besitz allein machen nicht glücklich. Das ist natürlich durchaus richtig und wichtig, aber für mich bleibt hier alles zu sehr an der Oberfläche.

„Trotz allem, was uns beigebracht wird und was wir glauben sollen, trotz allem, was wir in der Werbung hören oder was wir empfinden, wenn wir in der Arbeit gestresst sind – wir alle kontrollieren jeden Moment unseres Lebens selbst. Ich hatte das vergessen. So ließ ich zu, dass alles Mögliche mein Leben beeinflusste, und versuchte mich entsprechend anzupassen. […] Ergreifen Sie die Initiative und wählen Sie Ihren Weg selbst, sonst tun andere es für Sie.“

Der Erzählstil von John Strelecky war für mich ehrlich gesagt in weiten Teilen auch kein großer Genuss, da die Story und die Dialoge wahnsinnig konstruiert wirkten, um eben jene Weisheiten unterzubringen, die der Autor vermitteln wollte. Also, in meinen Augen eignet sich dieses Buch für Menschen, die einen kleinen Anstoß brauchen und sich noch nie mit derartigen Fragen befasst haben. Wer sich wirklich mit der Philosophie des Lebens auseinander setzen möchte oder wer schon andere, tiefgreifendere Bücher gelesen hat, der wird sicher enttäuscht sein. Trotzdem, der eine oder andere schöne Satz lässt sich finden und lädt vielleicht zum Nachdenken über das eigene Leben ein. Und das ist ja schonmal was. Vielleicht tue ich dem Buch ja auch unrecht? Vielleicht hat es das Leben vieler Menschen verbessert? Was meint ihr? Den vielen positiven Rezensionen nach zu urteilen, ist das wohl der Fall. Dann freut mich das für alle, die in den Worten Streleckys Tiefgreifendes finden konnten. Für mich selbst reicht es mit viel Wohlwollen leider nur für 3 Sterne… Ich denke, viele werden das Buch schon gelesen haben. Ich freue mich darauf, wie ihr das seht und lasse mich gerne eines Besseren belehren .

Hier übrigens noch ein Beispiel für einen gelungenen Satz, der vielleicht zum Nachdenken anregen kann :-)…

„Im Laufe der Zeit habe ich beobachtet, dass die meisten Menschen ihre Reise an diesem Punkt beenden. Sie spähen durch ein Loch im Zaun und können deutlich das Leben erkennen, das sie gerne haben würden, aber aus allen möglichen Gründen öffnen sie das Tor nicht und gehen nicht auf dieses Leben zu.“

Der erste Absatz

„Manchmal, wenn man es am wenigsten erwartet, aber vielleicht am meisten braucht, findet man sich an einem unbekannten Ort wieder, mit Menschen, die man gleichfalls nicht kennt, und erfährt neue Dinge. Ich erlebte so etwas eines Nachts auf einer dunklen, einsamen Straße. Rückblickend würde ich sagen, dass die Situation in jenem Moment ein Symbol für mein damaliges Leben war. So orientierungslos ich auf der Straße war, so sehr hatte ich die Orientierung auch in meinem Leben verloren. Ich wusste nicht genau, wohin ich unterwegs war oder warum ich mich in eine bestimmte Richtung bewegte.

Buchinformationen

Das Café am Rande der Welt. Eine Erzählung über den Sinn des Lebens. von John Strelecky, Taschenbuchausgabe, 40. Auflage, erschienen 2018 in der dtv Verlagsgesellschaft. 128 Seiten, 8,95 Euro. Aus dem Englischen von Bettina Lemke. Deutsche Originalausgabe erschienen 2007. Englische Originalausgabe erschienen 2003.

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Über den Autor

John Strelecky wurde 1969 in Chicago, Illinois geboren und lebt heute in Orlando, Florida. Er war lange Jahre in der Wirtschaft tätig, bis ein lebensveränderndes Ereignis im Alter von 33 Jahren ihn dazu veranlasste, die Geschichte vom ›Café am Rande der Welt‹ zu erzählen. Er hatte bis zu diesem Zeitpunkt keinerlei Erfahrung als Autor. Und er hatte auch an keinen Schreibseminaren an der Universität teilgenommen.

Innerhalb eines Jahres nach Erscheinen hatte sich das Buch durch die Mundpropaganda der Leser auf dem gesamten Erdball verbreitet – es begeisterte Menschen auf jedem Kontinent, einschließlich Antarktika. Zudem errang es den ersten Platz auf der Bestsellerliste und wurde in über 30 Sprachen übersetzt.

Mittlerweile hat John weitere Bücher geschrieben, deren Botschaften Millionen von Menschen dazu ermuntern, ihr Leben nach ihrer eigenen Fasson zu gestalten. Aufgrund seines Schaffens wurde er neben Persönlichkeiten wie Oprah Winfrey, Tony Robbins und Deepak Chopra als einer der hundert inspirierendsten Menschen im Bereich Führung und persönliche Entwicklung ausgezeichnet. All dies berührt und verblüfft ihn nach wie vor.

Wenn er nicht gerade schreibt, ist er häufig mit seiner Familie auf Reisen in der Welt unterwegs.“


Genre: Belletristik, Gegenwartsliteratur, Ratgeber, Selbstfindung
Subjects: Gesellschaft, Leben, Leben im Jetzt, Schicksal, Selbstverwirklichung, Sinn des Lebens, Tod, Traum, USA

Ich freue mich über eure Kommentare, Fragen, Meinungen, Anregungen und und und :-) ...

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