2 Wochen Albanien – Reiseroute & Highlights
Albanien – ein Land, das vielen Reisenden noch als Geheimtipp gilt, aber zunehmend touristisch erschlossen wird. Ein Land der Gegensätze. Mit seiner atemberaubenden Küste, unberührten Berglandschaften und herzlichen Gastfreundschaft hat es in den letzten Jahren immer mehr Abenteurer angelockt. Für uns ein Grund, uns mit unserem Campervan auf die Reise zu machen, knapp 2.000 km, um das Land in seiner Ursprünglichkeit zu entdecken. In diesem Blogartikel nehme ich euch mit auf unsere zweiwöchige Reise. Von den wilden, unentdeckten Plätzen im Hinterland, über die traumhaften albanischen Alpen bis hin zur glitzernden Küste – lass dich inspirieren und erfahre, warum Albanien ein Paradies für Camper ist!
Unsere Reiseroute Albanien
Rösrath – Tisno/Kroatien (1371 km – 14 h) – 3 Nächte
Eine Route für die Anreise nach Albanien ist besonders schön: die Fahrt durch Slowenien, Kroatien und Montenegro. Das Meer ist immer in der Nähe. Und so packen wir unseren Camper und starten am Abend in unseren Urlaub. Wir fahren gerne in die Nacht hinein, um dann irgendwann eine kleine Schlafpause am Rastplatz einzulegen. Wir schaffen es bis zur österreichischen Grenze, wo wir auftanken und uns auf’s Ohr legen. Am nächsten Tag geht es weiter, wir passieren das wunderschöne Slowenien und legen den ersten Zwischenstopp für zwei Nächte in Kroatien ein. Wir finden spontan einen Stellplatz in Tisno auf dem wunderschönen Campingplatz Olivia Green Garden. Nicht gerade günstig, aber welcher Campingplatz in Kroatien ist das schon noch? Aber direkt am Meer, mit separatem Hundestrand, mit Pool und Poolbar und einem guten Restaurant. Ein toller Start in die Ferien.
Es bieten sich natürlich zahlreiche alternative Orte für einen Zwischenstopp an, wie Ljubljana/Slowenien, Split, Dubrovnik oder die Krka Wasserfälle…
Tisno – Shkodra/Albanien (473 km -7 h) – 2 Nächte
Wir machen uns auf den Weg Richtung Albanien und passieren Bosnien und das wunderschöne Montenegro. Unser erster Stopp in Albanien ist das Lake Shkodra Resort in Shkodra kurz hinter der albanischen Grenze. Hier gibt es zahlreiche schattige Plätze im hinteren Bereich des Campingplatzes, aber auch Plätze auf der Wiese direkt vor dem See. Der See selbst ist sehr schön, ein Steg führt ins Wasser. Aber großes Manko in der Hauptsaison: es ist unfassbar heiß und auch der See bietet leider keinerlei Abkühlung. Im Juli misst Shkodra bei unserem Aufenthalt 42 Grad im Schatten, der See hat gefühlt mehr als 30 Grad Wassertemperatur, abends zeigt das Termometer immer noch 33 Grad. Wir verbringen den Tag am See, gehen schwimmen, essen in dem schönen Restaurant und besuchen am Tag darauf auch Shkodra Stadt und auch die Rozafa Festung. Shkodra ist die älteste Stadt Albaniens und überzeugt durch eine einzigartige Architektur. Wir schauen uns die Altstadt an und flanieren durch schöne Gassen (Tipp: Rruga Kole Idromeno & Rruga 28 Nentori). Allerdings ist es einfach zu heiß, um zu bummeln und die Umgebung so richtig ausgiebig zu genießen. Daher sind wir nicht traurig, als wir Shkodra verlassen und Richtung Berge aufbrechen. Shkodra nennt man nicht umsonst das Tor zu den albanischen Alpen.
Shkodra – Theth (76 km – 2 h) – 3 Nächte
Die Täler von Vermosh, Theth und Valbona liegen inmitten der wilden, albanischen Alpen. Bis vor wenigen Jahren waren diese noch sehr abgeschieden. Die Anreise nach Theth war beispielsweise nur zu Fuß oder mittels Allrad möglich. Inzwischen gibt es asphaltierte Straßen und nicht wenige Wanderer in Theth zeugen davon, dass die albanischen Alpen auch zunehmend bei Touristen beliebt sind.
Es gibt nur eine Straße, die hoch nach Theth führt und zwar von Shkodra aus. Die Strecke ist nur 76 km lang, aber mit dem Auto braucht man aufgrund der kurvigen, teils schmalen Strecke, mindestens zwei Stunden. Die Anfahrt ist wunderschön, es geht durch kleine Orte, vorbei an Wiesen, man trifft auf Kühe und Ziegen und je höher man sich den Berg hinaufschlängelt, umso atemberaubender werden die Aussichten. Tipp: Unbedingt in Shkodra noch einmal volltanken und genug Bargeld einpacken. Es gibt in Theth keine Tankstelle oder Geldautomaten und nicht immer kann man mit Karte zahlen. Es führt auch eine Offroad-Piste ins Tal, die aber eher für Allrad geeignet ist und für die man viel Zeit mitbringen sollte. Die Fahrt dauert mindestens 7 Stunden.
Theth begrüßt uns mit angenehm „erfrischenden“ 30 Grad und abends ziehen wir tatsächlich auch mal eine dünne Jacke über. Das Wetter ist so angenehm und die Landschaft so grandios, dass wir eine Nacht länger als geplant bleiben. Übernachtet haben wir auf der Wiese des Gästehauses Shpella Camping Theth. Hier stehen wir fast alleine im wunderschönen Bergpanorama und werden morgens vor unserem Camper von Kühen, Hühnern und Hunden begrüßt. Das Gasthaus ist ein toller Ausgangspunkt für die Wanderung zum Blue Eye sowie zum Wasserfall. Reservierungen sind in der Regel nicht nötig. Die freundlichen Gastgeber sind aber via WhatsApp erreichbar (Tel. +355 69 377 4851)
Ausflüge in Theth
Wanderung zum Blue Eye. Die Wanderung kann man entweder direkt ab Theth beginnen oder mit dem Auto oder Taxi bis zum kleinen Örtchen Nderlysaj zum Parkplatz ‚Blue Eye Kaprre Parking‘ fahren. Wir haben uns für letzteres entschieden und waren ganz froh, da es sonst doch ziemlich weit gewesen wäre. In der Nähe des Parkplatzes ist ein Restaurant. Von dort geht es über Stock und Stein bis zum Blue Eye. Das erste Highlight erwartet uns aber schon kurz hinter dem Restaurant, als wir auf eine tolle Badestelle am Fluss stoßen. Glasklares erfrischendes Wasser lädt zum Abkühlen ein und schimmert in den tollsten Farben.
Auch die Aussichten auf der Wanderung zum Blue Eye sind atemberaubend! Berge, Schluchten, Wälder und am Ende azurblaues, eiskaltes – und ich meine wirklich EISKALTES – Wasser. Man kann hier schwimmen, von der Brücke aus ins Wasser springen und ein kleines Café am Ende der Brücke bietet auch einige Erfrischungen.
Tour zum Grunas Wasserfall ab dem Ortskern von Theth. Nur etwa 45 Minuten ab Theth liegt eine kleine Oase: der Grunas Wasserfall. Die Tour ist entspannt. Man folgt der Dorfstraße etwa 30 Minuten flussabwärts und biegt dann links ab. Vom Campingplatz Shpella Camping aus liegt der Wasserfall noch näher. Der Wanderweg führt entlang des Flusses, der zum baden einlädt, bevor der Weg in den Wald führt. Unterwegs gibt es ein nettes Café und wunderschöne Ausblicke auf die Berggipfel. Der Wasserfall bietet eine herrliche Abkühlung.
Auch möglich, aber haben wir nicht gemacht: eine Wandertour durch die Schlucht von Theth bis nach Valbona. Um nach Valbona zu gelangen, läuft man etwa 17 Kilometer und braucht etwa 8 Stunden. Die Wanderung beinhaltet wohl einige Auf- und Abstiege, weshalb der Valbona-Pass einen eher mittleren bis hohen Schwierigkeitsgrad hat. Wir haben mit Kind lieber darauf verzichtet.
Theth – Berat (273 km – 4,5 h) – 1 Nacht
Das UNESCO-Welterbe Berat gehört zu den schönsten Orten in Albanien und ist bekannt für die weißen osmanischen Häuser, die bis hinauf zur Festung reichen und Berat den Namen Stadt der tausend Fenster verleihen. Die Burg Burg Berat, eine bewohnte Festung aus osmanischer Zeit, sollte man unbedingt innerhalb der Mauern besichtigen. Hier gibt es Kunsthandwerk, Cafés und Restaurants und an Ständen könnt ihr Obst, regionalen Honig und mehr erstehen.
Auch einen Besuch wert: Das Mangalemi-Viertel. Durch enge steinerne Gassen geht es durchs ehemalige muslimische Handwerker- und Kaufleuteviertel. Hier findet ihr Gasthäuser, Tavernen und Kunsthandwerkergeschäfte. Tipp: am besten besucht ihr das Viertel gegen Abend oder am späten Nachmittag. Wir waren am Vormittag da und aufgrund der Temperaturen ging es im Viertel sehr ruhig zu und vieles hatte noch geschlossen.
Unweit der belebten Hauptstraße liegt das mittelalterliche osmanische Stadtzentrum, wo die Königsmoschee und Halweti-Tekke stehen, am Hauptplatz stehen sich die Bleimoschee und eine orthodoxe Kathedrale direkt gegenüber. Regelmäßig hallt der Ruf des Muezzins oder Kirchenglocken. In kaum einer anderen Stadt wird das harmonische Miteinander der Religionen Albaniens so deutlich.
Von Berat aus könnt ihr auch einen Tagestrip zum Osum Canyon machen (Fahrzeit ca 1:45 h): Der tief in die Landschaft eingeschnittene, 14 km lange Canyon bietet die Möglichkeit zur Canyonwanderung. Da wir aber noch Përmet und den dortigen Canyon auf der Liste hatten, haben wir den Osum Canyon nicht besucht.
Übernachtet haben wir ein paar Kilometer von der Stadt entfernt auf dem schönen Campingplatz Berat Caravan Camping. Die anderen Campingplätze liegen zwar zentraler, aber nicht so einladend direkt an der Hauptstraße, daher haben wir uns für diesen Campingplatz entschieden. Die Besitzer sind super freundlich, haben uns mit Eiskaffee begrüßt und die Sanitäranlagen sind sehr sauber. Abends hat die Gastgeberin für uns gekocht, Gemüse aus dem eigenen Garten, und das Essen war grandios.
Berat – Përmet (191 km, 3 h) – 3 Nächte
Weiter geht unsere Reise. Wir fahren nach Përmet, wo wir drei Nächte auf einem Stellplatz inmitten der Natur direkt am Fluss verbringen. Der Platz Camping Rafting “Mulliri i Bënjës ist wirklich toll und sehr ursprünglich. Einfach, aber mit ganz viel Herz und Liebe, zwei sauberen Waschräumen und sehr leckerem Essen. Ein Bad im Fluss bringt etwas Abkühlung, auch wenn das Wasser aufgrund der nicht weit entfernten heißen Quellen eher warm ist. Das Ganze für 10 Euro die Nacht. Eine Reservierung ist ganz einfach über WhatsApp möglich, in der Regel aber nicht erforderlich (+355696312827). Die super herzlichen Gastgeber Kristina und Sulo haben den Platz Mulliri i Bënjës erst vor wenigen Monaten eröffnet. Er liegt kurz vor der Lëngarica-Schlucht und an den heißen Quellen von Benjë. Sulo war sogar so nett und hat uns bis zum Canyon gefahren. 🙏🏼 Auch wenn der Canyon und die Quellen fußläufig liegen, war das eine gute Idee bei den Temperaturen und der Zeit, die das Gekraxel im schlammigen Flussbett in Anspruch nimmt.
Die Lëngarica-Schlucht und die heißen Quellen von Benjë
Die Lëngarica-Schlucht ist ein Canyon, der durchwandert werden kann. Der Startpunkt liegt an den heißen Quellen von Benjë, einer schwefelhaltigen Thermalquelle mit verschiedenen Becken, die mehr Abkühlung bieten als wirklich heiß zu sein sowie an der Steinbrücke Ura e Kadiut.
Die Wanderung durch die Schlucht war ein Highlight. Der Fluss hatte wenig Wasser, so dass man am Rande des Gewässers über die Steine wandern konnte. Doch immer wieder verengt sich der Canyon und man watet teils hüfthoch durch das türkise Wasser. Unseren wasserscheuen Charly haben wir an manchen Stellen tragen müssen . Im schlammigen Untergrund sind unsere Wasserschuhe mehrmals steckengeblieben. Es gab auch Stellen, an denen man schwimmen konnte. Gerade in den Sommermonaten bietet sich hier eine willkommene Abkühlung. Wir sind weit, etwa 1,5 Stunden, in den Canyon rein gewandert und waren dann auch tatsächlich ganz allein dort unterwegs. Gewandert sind wir bis zum Wasserfall, der leider versiegt war ob der enorm hohen Temperaturen im Land.
Aufpassen muss man etwas beim Gekraxel über das Geröll. Mein Mann ist abgerutscht und es gab einen kurzen Moment des Bangens, ob er sich dabei etwas gebrochen hat, was Gott sei Dank nicht der Fall war. Dennoch war es schmerzhaft und der lange Rückweg durch die Schlucht eine Qual. Auf jeden Fall sollte man genügend Wasser und auch gute Wasserschuhe im Gepäck haben.
Rafting auf dem Fluss Vjosa
Mein Mann und mein Sohn haben eine Rafting-Tour gemacht, die vom Campingplatz organsiert wurde. Der Fluss Vjosa ist Europas letzter wilder, völlig unregulierter Fluss. Die Landschaften waren grandios und der Tourguide ebenfalls. Unterwegs wurde zur Stärkung sogar ein Eis von der Brücke herabgelassen . Der Schwierigkeitsgrad des Raftings liegt bei 2-3 von 6, die Tour ist also durchaus familienfreundlich. Ich selbst bin nicht mitgefahren, da wir Charly nicht allein im Van lassen wollten. Ich habe aber auch Rezensionen gelesen, in denen Gäste ihren Hund mit zum Rafting genommen hatten. Das wollte ich aber unserem wasserscheuen Charly nicht zumuten .
Përmet – Himare (141 km – 3 h) – 1 Nacht
Auf dem Weg an die Küste machen wir in Gjirokaster hat. Die Stadt ist das kulturelle Zentrum Albaniens und ebenfalls UNESCO Welterbe. Zu sehen gibt es eine schöne Altstadt, die größte Burg des Landes und traditionelle Häuser. Unser erster Zwischenstopp führt uns allerdings in einen Bunker. Eine Tour durch das Cold War Tunnel Museum dauert etwa 30 Minuten und kostet, da es nicht allzu viel zu sehen gibt, nur 2 Euro.
Der Bunker diente in der zweiten Hälfte der kommunistischen Ära Albaniens (1944–1990) als Notunterkunft. Dieser Bunker und die unzähligen kleinen Bunker im ganzen Land spiegeln die Paranoia des kommunistischen Diktators, Enver Hoxha, wider. Er befürchtete eine ausländische Invasion, insbesondere nach dem Bruch Albaniens mit der Sowjetunion Anfang der 60er Jahre. Der in den frühen Siebzigern im Geheimen erbaute Bunker ist 800 m lang und verfügt über 59 Räume. Dieser Bunker in der Heimatstadt des Diktators wurde in seinem ursprünglichen Zustand belassen, was ihn weniger informativ, dafür authentisch macht. Im Falle eines nuklearen Angriffs sollte er Platz für 200 wichtige Politiker, Beamte, Soldaten und natürlich die Parteielite bieten – inklusive Schlafplätze, Küche, 2 Toiletten, Stromgenerator und Wasserspeicher. Ein paar der Originalmöbel sind noch erhalten – ebenso wie die Fotos, die als Erinnerung für den Wiederaufbau nach einer Nuklearkatastrophe dienen sollten. Zu der es Gott sei Dank nie kam.
Die Fahrt an die Riviera-Mittelmeerküste zwischen dem Llogara-Pass und Saranda ist wunderschön. Wir schlängeln uns an der Küste entlang und die Strecke bietet grandiose Ausblicke auf das azurblaue Meer.
Zu den bekanntesten Orten im Süden Albaniens zählen Saranda, Ksamil, Himara und Dhërmi. Hier ist allerdings in der Hauptsaison viel los. Die Küste war der einzige Ort, an dem wir den Tourismusboom Albaniens spüren konnten, und dieser ist leider nicht immer nachhaltig. Hotelkomplexe werden hochgezogen, Strände privatisiert. Die Strände sind teils so überlaufen und weit entfernt von den bekannten Instagram-Fotos. In der Nebensaison ist es hier sicherlich wunderschön.
Da es hier noch gemütlicher zugehen sollte, wollten wir unseren Strandurlaub in Himare verbringen. Die Nähe zum Aquarium Beach und Ausflugsziele in der Region haben uns gereizt. Bei unserer Ankunft stellten wir allerdings fest, dass uns der Strand in Himare nicht zusagt. Auch hier war ein Teil Baustelle, ein Teil nur über private Strandliegen nutzbar – und der tägliche halbstündige Weg zum Aquarium Beach war uns bei der Hitze einfach zu weit. Pools sucht man an albanischen Campingplätzen ohnehin vergebens und so haben wir spontan beschlossen, nur eine Nacht hier zu verbringen und auf dem Rückweg Richtung Deutschland noch ein paar Tage Strandurlaub in Kroatien zu verbringen.
Der Campingplatz The New Camping Himara, in einem Olivenhein oberhalb von Himare hatte allerdings durchaus Charme – und einen eigenen Esel .
Tipps für einen Urlaub in Albanien
Anreise mit dem Hund: Da Albanien nicht zur EU gehört, haben wir den Tollwut-Titer von Charly vorab bestimmen lassen, da es sonst zu Problemen bei der Wiedereinreise kommen kann. Das war recht teuer und letztlich hat es natürlich niemand überprüft. Aber sicher ist sicher. Bedenken muss man beim Urlaub mit Hund, dass die Temperaturen (wie aber überall im Süden im Juli diesen Jahres) unglaublich hoch sein können. Wir hatten durchgehend mindestens 30 Grad (in den Alpen), oft auch 35-42 Grad. Mit Kühlmatte, Kühldecke und ausreichend Schatten und Wasser war es ok. Aber Charly hätte sicher kältere Gefilde bevorzugt.
Währung/Bargeld: Die Währung ist der Albanische Lek. Uns wurde vorab gesagt, dass man in Albanien nur selten mit Euro und häufig auch nicht mit Karte zahlen kann und wir vor Ort genügend Bargeld abheben sollen. Im Endeffekt konnten wir jedoch an den meisten Orten mit Euro zahlen und auch häufig mit Karte, so dass wir uns die Auslandsgebühren unserer Kreditkarte hätten sparen können.
Handy/Datenvolumen: Außerhalb der EU muss man sich natürlich auch Gedanken um seine Internetverbindung machen . Bei der Einreise in Albanien stehen allerdings schon windige Geschäftsleute bereit und bieten für 29 Euro Mobilfunkkarten mit 100 GB an. Für die 3 Wochen völlig ausreichend.
Essen in Albanien: Die albanische Küche ist mediterran; sie zeigt aber als Teil der Balkanküche auch orientalische Einflüsse. Am häufigsten habe ich wohl gebratenes Gemüse – Paprika, Auberginen, Zucchini, in Balsamico, Salz, Pfeffer, Knoblauch, Zwiebeln, Gewürzen und Kräutern eingelegt – gegessen, oft frisch geerntet aus den eigenen Gemüsegärten der Campingplätze. Köstlich. Es gab auch immer Fleisch, aber da ich nur wenig Fleisch esse, habe ich eher Fladenbrot oder Pommes dazu gegessen. Nach dem Essen wurde immer Raki angeboten, der einen aus den Socken haut und serviert wird in Schnapsgläsern, die eher einem Wasserglas ähneln. Die Preise für einen Restaurantbesuch in Albanien sind überaus günstig. Wir haben für 3 Personen inklusive Hauptgang und Getränken nie mehr als 30 Euro bezahlt.
Jedermannsrecht: Das Wildcampen und frei stehen mit dem Wohnmobil ist in Albanien offiziell erlaubt. Wir haben allerdings nicht darauf zurückgegriffen. Zum einen sind die Campingplätze so unberührt wie jeder wilde Stellplatz, zum anderen wollen wir die einheimische Bevölkerung unterstützen.
Die Schattenseiten Albaniens
Wirtschaftlich befindet sich Albanien im Umbruch von der früheren sozialen Planwirtschaft hin zur offenen Marktwirtschaft. Trotz aller Fortschritte seit dem Ende des kommunistischen Regimes, hat der Staat immer noch mit Armut und Arbeitslosigkeit zu kämpfen. Wir sind besonders in den Städten immer wieder an Slums vorbeigefahren. Auch Drogenhandel und Drogenkriminalität sind ein Thema, wobei wir von Kriminalität nichts mitbekommen und uns auch zu jeder Zeit sicher gefühlt haben im Land.
Albanien ist ein Land der Gegensätze. Trotz einer artenreichen Flora und Fauna, ist Umweltverschmutzung ein großes Thema. Und der Tourismus ist gleichzeitig Fluch und Segen – besonders an der Küste. Während im Hinterland die ursprüngliche Idylle und die unberührte Natur noch zu finden sind, trifft man an der Küste auf enorm viele Baustellen sowie überfüllte, privatisierte Strände. Albanien arbeitet an seiner schwachen Infrastruktur und kämpft dabei gegen Abwanderung und den Fachkräftemangel.
Das wunderschöne Land muss aufpassen, dass es sich seine ursprünglichen Naturschätze und damit den wesentlichen Wettbewerbsfaktor zu anderen europäischen Regionen bewahrt. Ein besonders tragisches Beispiel für den Zwiespalt zwischen Tourismus und Naturschutz findet sich in der Flusslandschaft Vjosa: Die Vjosa ist einer der letzten großen, unberührten Wildflüsse Europas und fließt von menschlicher Hand unreguliert durch Südalbanien. Sie erstreckt sich über etwa 272 Kilometer, beginnend in Griechenland und mündet schließlich in die Adria. Der Fluss ist bekannt für seine unberührte Natur und eine außergewöhnliche ökologische Vielfalt. Die Vjosa durchfließt atemberaubende Landschaften, darunter tiefe Schluchten, Flussauen und eine Vielzahl von Lebensräumen für bedrohte Tier- und Pflanzenarten.
In den letzten Jahren wurde die Vjosa zum Symbol des Naturschutzes in Albanien. Es gab Pläne, Wasserkraftwerke entlang des Flusses zu bauen, was zu massiven Protesten von Umweltschützern führte. Im letzten Jahr wurde der Fluss dann komplett unter Schutz gestellt. Ganz Europa applaudierte. Doch dann kam die große Ausnahme: ein neues albanisches Gesetz erlaubt es, 5-Sterne-Projekte auch im Naturschutzgebiet zu bauen. Und so entsteht derzeit ein Flughafen mitten in einer wichtigen Lagune für Zugvögel.
Auch die Müllsituation in Albanien stellt ein großes Umweltproblem dar, obwohl in den letzten Jahren Fortschritte erzielt wurden. Besonders in ländlichen Gebieten und entlang von Flüssen sowie an Küstenabschnitten ist die illegale Müllentsorgung ein ernstes Problem. Müll wird oft in der Natur abgeladen, und es mangelt vielerorts an einer effizienten Müllabfuhr sowie an Recyclinginfrastrukturen. Auch die Städte haben mit Müllproblemen zu kämpfen. Mülltrennung und Recycling sind nicht weit verbreitet, und Deponien sind oft schlecht verwaltet. Dennoch gibt es in Albanien wachsende Bemühungen, das Problem anzugehen. Die Regierung arbeitet daran, die Müllinfrastruktur zu verbessern und das Bewusstsein der Bevölkerung für Umweltprobleme zu schärfen.
Albaniens Geschichte
Albanische Territorien standen lange immer wieder unter fremdem Einfluss, insbesondere unter osmanischer Herrschaft, die zu einer weitreichenden Islamisierung führte. Nur im Norden gibt es heute noch einige Katholiken oder südalbanische Orthodoxe.
Die Sehnsucht nach Autonomie führte Ende des 19. Jahrhunderts zu einer nationalen Bewegung, die nach staatlicher Unabhängigkeit strebte. Diese wurde 1912/1913 im Verlauf der Balkankriege ausgerufen. International anerkannt wurde aber nur ein Teil des albanischen Kernsiedlungsgebiets. Rund die Hälfte des Territoriums wurde von Serbien, Montenegro und Griechenland besetzt.
Das junge Land erlebte politische Instabilität mit wechselnden Besatzungen während und zwischen der Weltkriege. Während des Zweiten Weltkrieges bildeten sich mehrere Widerstandsbewegungen, die zunächst gegen Deutschland und Italien kämpften und später einen Bürgerkrieg untereinander führten. Als Sieger gingen die Kommunisten unter der Führung von Enver Hoxha hervor. Es wurde eine kommunistische Einparteienherrschaft eingeführt, die jegliche Opposition ausschaltete und sich 1967 zu einem atheistischen Staat erklärte. Außenpolitisch orientierte sich Albanien zunächst an Jugoslawien, später an der Sowjetunion und ab 1961 bis Ende der 1970er Jahre an China. Nach Maos Tod 1976 wandte Hoxha sich auch von China ab und führte das Land in die völlige Isolation. Der zunehmend paranoide Diktator überzog das Land mit Hunderttausenden Bunkern, unzählige Albaner landeten im Gulag. Bis zu 10.000 Albaner starben während der kommunistischen Gewaltherrschaft von Enver Hoxhas. Verfolgt wurde jeder Dritte.
Nach dem Sturz des kommunistischen Regimes 1990 erschütterten Korruption und Unruhen das Land sowie eine katastrophale wirtschaftliche Lage. Doch allmählich begann ein Prozess der Demokratisierung und wirtschaftlichen Erholung. Seit 2013 ist Edi Rama Ministerpräsident und setzt umfassende Reformen um.
Das albanische Gewohnheitsrecht – Kanun
Das albanische Gewohnheitsrecht, bekannt als der Kanun, ist eine Sammlung traditioneller Rechtsnormen, die über Jahrhunderte hinweg in Albanien entstanden ist. Der Kanun wurde vor allem in den ländlichen Gebieten angewendet und regelte verschiedenste Aspekte des sozialen und familiären Lebens, von Eigentumsrechten über Eheschließungen bis hin zu Blutrache. Eine der bekanntesten Varianten ist der Kanun von Lekë Dukagjini, der in Nordalbanien weit verbreitet war. Dieses Rechtswerk, das mündlich überliefert wurde, spiegelt die Werte von Ehre, Gastfreundschaft und familiärer Loyalität wider. Trotz seiner archaischen Ursprünge hat der Kanun in einigen abgelegenen Regionen bis heute Einfluss. Vor allem in Nordalbanien und im Kosovo wird der Kanun in bestimmten Gemeinschaften noch beachtet, insbesondere bei Konflikten, die sich um Ehre und Blutrache drehen.
Die albanische Regierung hat versucht, den Einfluss des Kanuns zu verringern und den Rechtsstaat zu stärken, insbesondere durch die Einführung moderner Gesetze und die Förderung des Justizsystems. Dennoch kommt es immer noch zu Fällen von Blutrache, besonders in isolierten Regionen, wo staatliche Institutionen weniger durchsetzungsfähig sind. Hier nehmen Familien oft das Recht selbst in die Hand, und der Kanun bietet ihnen einen traditionellen Rahmen für diese Konfliktlösung.
Schätzungen von Nichtregierungsorganisationen und Medienberichten zufolge gibt es immer noch Hunderte von Menschen in Nordalbanien, die aufgrund von Blutrache in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt sind. Diese Menschen leben in ständiger Angst vor Vergeltungsmaßnahmen und sind daher gezwungen, ihre Häuser nicht zu verlassen.