Eine ungewöhnliche Wohngemeinschaft – Zusammen ist man weniger allein

„Sie hatte einen Ort gefunden, an dem sie gerne lebte. Einen seltsamen Ort, ausgefallen wie die Leute, die darin wohnten.“

Die junge, magersüchtige Camille arbeitet trotz großem künstlerischem Talent in der Putzkolonne. Der stotternde, zurückhaltende Philibert ist ein historischer Einstein und scheint seinem Habitus nach selbst aus einer anderen Zeit zu stammen. Der permanent wütende Feinschmeckerkoch Franck interessiert sich neben gutem Essen nur für Frauen und Motorräder – und für seine Großmutter Paulette, die an Alzheimer erkrankt, aber nicht die geringste Lust auf das Altersheim hat. Schicksalhaft kreuzen sich die Lebenswege dieser vier grundverschiedenen Menschen, die alle irgendwie auf der Suche nach ihrem Platz in der Gesellschaft sind. Und bald finden sie sich wieder in einer höchst ungewöhnlichen Wohngemeinschaft inmitten von Paris, in der geliebt, gelacht, geweint, debattiert, gekocht, gemalt und gestritten wird.


Schon vor zehn Jahren ist „Zusammen ist man weniger allein“ in Deutschland erschienen und ich habe diesen wundervollen Roman erst jetzt gelesen. Manchmal hat man Schätze im Buchregal stehen und fragt sich nach dem Lesen, warum man nicht schon früher danach gegriffen hat. Ich könnte mir vorstellen es lag daran, dass ich die Verfilmung mit Audrey Tautou schon gesehen hatte – ein Freund hatte mir die DVD geschenkt – und sie mich nicht so wirklich aus den Socken gehauen hat. Ganz anders das Buch.

Anna Gavalda zeichnet mit ihrem Buch skurrile, liebenswürdige Charaktere, die man sofort ins Herz schließt und ungern wieder gehen lässt. Besonders Philibert hat es mir angetan, die gute Seele der Wohngemeinschaft, so herrlich kauzig, unschuldig und wunderbar.

„Und Camille beeilte sich, dieses Lächeln festzuhalten, die belustigte Verzückung eines Jungen, der die Geschichte Frankreichs zerpflückte wie andere ein drittklassiges Pornoheft.“

Die Autorin schreibt dabei in einfacher Sprache, aber so lebendig, dass man versucht ist zu glauben es gäbe sie wirklich – Camille, Franck, Paulette und Philibert. Wie realitätsnah die ganze Geschichte ist, sei mal dahingestellt. Das Thema Magersucht – und ihre Überwindung – scheint mir hier doch etwas fernab der Realität. Allerdings kenne ich mich mit dem Thema auch nicht wirklich gut genug aus um das beurteilen zu können.

Eins steht fest: die Charaktere in ihrem Alltag zu begleiten, sich gemeinsam mit ihnen zu entwickeln, ihnen dabei zuzusehen, wie sie voneinander lernen und sich gegenseitig das Leben retten, macht einfach große Freude.

„… wenn intellektuell sein heißt, sich zu bilden, erschüttert zu sein, verstehen zu wollen, wie alles zusammenhängt, damit man etwas weniger dumm ins Bett geht als am Abend zuvor, dann fordere ich dies für mich ein: Nicht nur bin ich dann eine Intellektuelle, ich bin auch noch stolz darauf.“

„Zusammen ist man weniger allein“ ist ein Buch über Freundschaft, Liebe und Zusammenhalt. Es ist ein Buch über die Höhen und Tiefen des Lebens.

Wer sich nicht von vielen Dialogen abschrecken lässt (bei denen man manchmal erst auf den zweiten Blick erkennt, wer gerade spricht) – und wer auf herzerfrischende, romantische Geschichten mit kauzigen Charakteren steht, dem sei dieses Buch wärmstens empfohlen.

„Laß die Geschirrtücher und das Frottee in derselben Schublade, das Leben ist viel netter mit ein bißchen Chaos.“

Buchinformationen

Zusammen ist man weniger allein von Anna Gavalda, Taschenbuch, erschienen im Oktober 2006, Fischer Taschenbuch, 560 Seiten. 9,95 Euro.

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Über die Autorin

„Anna Gavalda, 1970 in der Nähe von Paris geboren, ist eine der erfolgreichsten französischen Schriftstellerinnen der Gegenwart. Sie studierte Literatur und arbeitete als Lehrerin, bis sie mit ihrem ersten Buch schlagartig berühmt wurde. Die Verfilmung ihres Bestsellerromans ›Zusammen ist man weniger allein‹ erreichte ein großes Publikum in ganz Europa. Anna Gavalda lebt mit ihren zwei Kindern bei Paris.“


Genre: Belletristik, Gegenwartsliteratur, Liebesroman, Roman
Subjects: Angst, Familie, Frankreich, Freundschaft, Kunst, Leben, Leidenschaft, Liebe, Magersucht, Paris, Traum, Verlust, Wohngemeinschaft, Zusammenhalt

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