Eine nicht ganz überzeugende Fortsetzung: Der Rosie-Effekt

“Rosies physische Anwesenheit war ein überaus positives Ergebnis des von mir eingeleiteten Ehefrauprojekts, doch auch nach zehn Monaten und zehn Tagen des Ehelebens musste ich mich immer noch daran gewöhnen, Teil eines Paares zu sein”

Don Tillmans Ehefrauprojekt war ein voller Erfolg. Er hat geheiratet – und zwar die absolut inkompatibelste Frau der Welt, seine Traumfrau Rosie. Don und Rosie sind von Melbourne nach New York gezogen und kommen – trotz aller Inkompatibilität – hervorragend zurecht… bis Rosie schwanger wird. Natürlich will Don die Sache wissenschaftlich angehen, und entwickelt einen fundierten Schwangerschaftszeitplan für Rosie – inklusive Standardmahlzeitenmodell. Leider bringen ihn seine ungewöhnlichen Recherchemethoden in diverse Schwierigkeiten, mit denen er Rosie nicht belasten möchte, denn wenn eines wissenschaftlich bewiesen ist dann das: Stress ist nicht gut für das Baby.


„Rain Man war unartikuliert, abhängig und arbeitsunfähig. Eine Gesellschaft aus Rain Mans wäre dysfunktional. Eine Gesellschaft aus Don Tillmanns wäre effizient, sicher und für alle angenehm.“

Den kauzigen Don Tillmann hatte ich beim Lesen des Vorgängerbuches „Das Rosie-Projekt“ ja gleich ins Herz geschlossen. Ich war beeindruckt von der Fähigkeit des Autors, einen autistischen Menschen trotz und gerade wegen seiner besonderen Charaktereigenschaften so gewinnend und humorvoll darzustellen. In Teilen ist ihm das auch in „Der Rosie-Effekt“ gelungen, denn natürlich kann Don nicht gänzlich aus seiner Haut, plant was das Zeug hält und gerät dadurch auch hier immer wieder in die skurillsten Situationen. Leider hat mich die Fortsetzung der Geschichte von Rosie und Don trotzdem nicht so ganz überzeugt. Zum einen fand ich die beiden nicht so authentisch, sympathisch und erfrischend wie zu Beginn ihrer Liebesgeschichte. Zum anderen war mir das Buch insgesamt zu langatmig. Es ist deutlich dicker als der erste Teil. Vielleicht hätte der Autor es lieber kürzer halten sollen. Fast das gesamte Buch dreht sich um die Schwangerschaft und trotzdem tritt Rosie in der Handlung für meinen Geschmack zu sehr in den Hintergrund. In den kurzen Szenen in denen sie eine Rolle spielt, wird sie für mich zunehmend farblos und unsympathisch. Zudem hat man das Gefühl, sich in einer Endlosschleife zu befinden, denn Rosie scheint immer nur auf der Durchreise ins Büro ein paar Sätze fallen zu lassen.

Wer wissen möchte, wie es mit Rosie und Don weitergeht, dem kann ich – trotz aller Kritik – eine Leseempfehlung aussprechen. Denn stellenweise ist auch dieses Buch wirklich unterhaltsam geschrieben und birgt einige Situationskomik in sich. Dennoch: mir war die Story zu konstruiert und weitschweifig – das Lesen hat mir daher nicht ganz so viel Spaß gemacht wie beim Rosie-Projekt.

Buchinformationen

Der Rosie-Effekt von Graeme Simsion, erschienen im September 2014, Fischer Krüger, 448 Seiten. 9,99 Euro.

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Über den Autor

Graeme Simsion stammt aus Australien und lebt mit seiner Familie in Melbourne. Er war erfolgreicher IT-Berater, bevor er mit dem Schreiben anfing. „Das Rosie-Projekt“ ist sein erster Roman und wurde auf Anhieb ein Welterfolg. Der Fortsetzungs-Roman „Der Rosie-Effekt“ ist im September 2014 erschienen.


Genre: Belletristik, Gegenwartsliteratur, Liebesroman, Roman
Subjects: Asperger, Autismus, Ehe, Kinder, Liebe, Schwangerschaft

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